300 Chorsänger sorgten für Gänsehaut-Gefühl

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Das Dekanats-Chortreffen fand in diesem Jahr in Rauenberg statt – Musikalisches Abendlob in der Tradition des „Evensong“

Als glanzvoller Nachklang zum 100-jährigen Bestehen der katholischen Kirche St. Peter und Paul erwies sich der Dekanats-Chortag. 17 Kirchenchöre mit insgesamt 300 Sängern gestalteten im „Dom des Angelbachtals“ mit Dekan Wolfgang Gaber und Pfarrer Harald Mathias Maiba einen „Even-song“ in anglikanischer Tradition. Der Evensong als „musikalisches Abendlob“ ist eine der täglich praktizierten Gottesdienstformen in den Kathedralen und Colleges Englands, im Stil traditioneller christlicher Stundengebete. Zum Evensong, der alle Elemente der katholischen Vesper enthält und Teile der Komplet (des Abendgebets) mit einschließt, versammeln sich nämlich allabendlich in besagten Einrichtungen Chor und Gemeinde, um diese Gottesdienstform zu feiern. Als zur Eröffnung, nach dem Orgelvorspiel von Bezirkskantor Markus Uhl, alle Chöre unter Leitung von Professor Franz Wassermann gemeinsam den Hymnus „Wenn Du die Nacht zur Erde senkst“ anstimmten, war jedem Besucher klar, dass er hier einem außergewöhnlichen Gottesdienst beiwohnte. Die mächtige Klangfülle von 300 Stimmen ließ den hohen Kirchenraum förmlich vibrieren und verschaffte so manchem wahrhaft ein „Gänsehaut-Feeling“. Dieser Hörgenuss war einfach überwältigend und sollte sich noch zweimal wiederholen, beim „Magnifikat“ (Freiburger Chorbuch Nr. 85) und zum Schluss beim Abendlied „Bleib bei uns, Herr“. Aber auch die Klangfülle der einzelnen Dreier-Chorgruppen, die jeweils die Gottesdienst-Elemente „Psalmen“, „Wort und Antwort“ sowie „Gebet“ umrahmten, ließen spüren, dass dieser Evensong einer klingenden Symphonie, einem wahren Lobgesang entsprach, wie Dekan Gaber sagte. Das „Vater unser“, das die Chöre aus Mühlhausen, Rettigheim und Malsch präsentierten, mag hierfür als ein Beispiel genannt werden. Mit zum Programm des Dekanats-Chortages gehörte im Anschluss an den Gottesdienst der gesellige Abend in der Mannaberghalle für alle teilnehmenden Chöre.Wie Dekan Gaber in seiner Funktion als Präses des Diözesan-Cäcilien-Verbandes sagte, wünscht er sich, dass dieser Dekanats-Chortag mit dem Evensong einen Impuls für die künftige Kirchenchor-Arbeit setzt. Er verlas einen fiktiven „Brief“ der Kirchenchorpatronin Cäcilia, aus dem als Quintessenz hervorging, dass man die Zukunft aus der Sicht der Kirchenchöre mutig und aufgeschlossen angehen solle, um damit den Fortbestand kirchlicher Chormusik zu sichern. Rauenbergs Bürgermeister Frank Broghammer dankte in seinem Grußwort zunächst allen Chören für die gezeigte Leistung und den Kunstgenuss, insbesondere den Chören der Seelsorgeeinheit Rauenberg für ihr Engagement, sei es bei öffentlichen Anlässen oder wie jetzt bei diesem Dekanats-Chortag. Bezüglich der verbreiteten Nachwuchs-Sorgen, die bei einigen Kirchenchören in Zeiten des Internets, der E-Unterhaltung und des Animationstrends umgehe, meinte er, dass augenscheinlich die Tiefe für bestimmte kulturelle Anliegen, die über Jahrhunderte gepflegt worden seien, zu zerrinnen drohe. Man dürfe jedoch die Gegenwart nicht als Endpunkt der Entwicklung sehen, sondern vielmehr als Anlass, einen unverzagten Blick in die Zukunft zu wagen. Gerade durch den Dekanats-Chortag sei die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit weit stärker auf die Kirchenchöre gerichtet als sonst. Anlass genug, den Mitbürgern, vor allem der jüngeren Generation, zu helfen, ihr Herz für den Kirchenchorgesang zu entdecken. Der zuvor erlebte Evensong, der als althergebrachte kirchliche Tradition in Englands Alltag einen festen Bestand habe, so auch Roswitha Schöttler in ihrem Grußwort als Vorsitzende des Dekanatsrates, liefere möglicherweise den einen oder anderen Zündfunken für eine nachhaltige Chorarbeit. Die folgenden zwei Sketche des katholischen Kirchenchores Hockenheim und vor allem der Beitrag des Kirchenchors St. Leon („Die sechs St. Leener Trauerschnalle“) fanden riesigen Beifall. Zum Abschluss der Geselligkeit boten die drei Chöre der Seelsorgeeinheit Rauenberg unter Professor Wassermann und unter Mitwirkung der Solistin Franziska Reis einen kleinen, klangvollen Abstecher in das Reich der Operette.

Mit freundlicher Genehmigung der RNZ entnommen.

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