Die Besuche erfüllen die Partnerschaft mit Leben

Pater Mario aus Tintay war drei Wochen lang in Rauenberg zu Gast - „Hier ist alles grün und flach, daheim gibt es nur Berge“

Rauenberg. Pater Marios Pfarrei liegt in den Anden, im Süden Perus auf einer Höhe von 2800 Metern über dem Meeresspiegel. Insgesamt 28 Gemeinden hat der Pater von Tintay aus zu betreuen, die weiteste liegt zu Fuß sieben Stunden entfernt. Tagsüber gibt Pater Mario Unterricht in der Schule und arbeitet mit den Kindern in der Bibliothek, am Abend hält er den Rosenkranz und den Gottesdienst ab. Der Gottesdienst verläuft, abgesehen von der Sprache, ähnlich wie in Deutschland, da aber parallel dazu die Beichte abgehalten wird, finden sich grundsätzlich sehr viele Menschen ein. Das Wochenende gehört den verschiedenen Dörfern. „Innerhalb eines Monats sollte ich sie alle besucht haben“, sagt der Pater. Im Durchschnitt leben in den einzelnen Gemeinden 50 bis 60 Familien - jede Familie hat in Peru allerdings fünf bis acht Kinder.
1999 wurde die Partnerschaft der beiden katholischen Kirchengemeinden in Tintay und Rauenberg aus der Taufe gehoben. Im Jahr zuvor hatte Rauenbergs Pfarrer Harald-Mathias Maiba Tintay anlässlich einer Primizfeier erstmals besucht. „Rauenberg hilft uns mit seinen Gebeten“, sagt Pater Mario, „gibt uns wirtschaftliche Unterstützung für die Arbeit mit den Kindern und hat uns geholfen, die Bibliothek einzurichten“. Zur Unterstützung gehört auch die Grundversorgung seines Pfarrhaushalts oder die Finanzierung von Benzin für die weiten Reisen, die der Pater unternehmen muss. „Wir bekommen regelmäßig Berichte über die Arbeit in Tintay“, erläutert Pfarrer Maiba. Besonders wichtig für die Partnerschaft seien aber die Besuche: Zwei Mal waren Mitglieder der Rauenberger Gemeinde schon in Peru, „dadurch bekommt die Partnerschaft Gesichter und es gelingt auch besser, die Partnerschaft zu vermitteln“. 2004 ist die nächste Reise nach Peru geplant.
„Es war uns wichtig, den Pfarrer als ersten einzuladen“, sagt Maiba. Schließlich seien die Unterschiede extrem, „er kann das am ehesten abwägen“. Pater Marios erster Eindruck von Deutschland betraf die Landschaft: „Hier ist alles grün und flach, daheim gibt es nur Berge.“ Zum Vergleich: Ein Ausflug führte den Pater in den Schwarzwald. Seine Frage lautete: „Wo sind die Berge?“ Außerdem sei „alles ordentlich und sauber, die Straßen sind gut“. Nicht zu sehen gibt es in Peru auch „viele alte Menschen auf dem Fahrrad“, die ihm in Deutschland aufgefallen sind. Dafür sehe man hier nur sehr wenige Kinder.
Als Fazit sagt der Pfarrer, bei seinem Deutschland-Aufenthalt von seinem Bruder begleitet, nach rund drei Wochen, „mir hat alles gefallen“ - sogar der Straßenverkehr, respektiere man hier doch die Verkehrsschilder. Nur „die Sprache macht die Sache schwer“, glücklicherweise gebe es in Rauenberg einige Menschen, die Spanisch sprechen. „Die Partnerschaft ist für einige auch ein Ansporn, die Sprache zu lernen“, sagt der Rauenberger Pfarrer. Während des Besuchs von Pater Mario habe es viele Gelegenheiten zur Begegnung gegeben. Wie es Maiba in der Partnerschaft ohnehin nicht nur um die finanzielle Unterstützung geht, sondern darum, „dass Nähe entsteht“.
Viel Unterstützung erhalten die Menschen in Peru von der Caritas, die sich am Bau und der Einrichtung von Gesundheitszentren und Schulen beteiligt. Dabei gehe es auch darum, den Leuten die Motivation zu geben, etwas Sinnvolles zu tun, erläutert Pfarrer Maiba. Oft fehle diesen der Anreiz. Unterstützung erfolge am besten unter dem Motto „ihr tut etwas und wir helfen euch dabei“ - egal ob in der Pfarreiarbeit oder durch die Caritas. „Neben der Infrastruktur ist unser größtes Problem die Armut“, sagt Pater Mario. „Viele Dörfer haben kein Abwassersystem, viele Schulen keine Bibliothek“, zählt er auf. Die Bibliothek in Tintay, in der er täglich mit den Kindern arbeitet, ist die einzige seiner ganzen Pfarrei. „Ein kleiner Raum, in den die Kinder alle auf einmal kommen“, erklärt der Pater. Die Armut könne man nicht beseitigen, „aber den Kindern ein Stück Bildung ermöglichen“.
„Es ist wichtig, dass das Zentrum um das Pfarrhaus intakt bleibt, damit dort die Leute zusammenkommen und die Arbeit möglich ist“, sagt Pfarrer Maiba. Wenn der Besuch aus Deutschland kommt, hat dies mehr als nur symbolischen Stellenwert: „Die Autorität des Paters innerhalb der Gemeinde wird dadurch gestärkt, die Kirche bekommt einen viel größeren Stellenwert“, sagt Maiba. In näherer Zukunft stehe eine Kirchenrenovation in Tintay an, auch daran will sich Rauenberg beteiligen. Pater Mario ist seit sechs Jahren in Tintay. Vorher war die Pfarrei zwölf Jahre lang verwaist. Terroristische Guerilla-Banden haben auch in der Gegend um Tintay viel Unheil angerichtet: Es wurden Menschen exekutiert, das ganze Dorf musste dabei zusehen. „Über dieses Thema kann man mit den Menschen nicht reden, sie bekommen sofort Angst“, so der peruanische Pater. Es sei eine harte Arbeit, das Vertrauen der Menschen zu gewinnen, das durch den Terrorismus verloren gegangen sei. Momentan sei es friedlich und ruhig, „aber das Trauma ist geblieben“. Er betreue in seiner Pfarrei viele Waisenkinder, die einen oder beide Elternteile verloren haben.
„Die Postverbindung muss erhalten bleiben und sich verstärken“, wünscht sich Pater Mario für die Zukunft der Partnerschaft, damit die Menschen darüber informiert seien, dass es diese gibt. Als weitere große Aufgabe stehen die Vorbereitungen für den Besuch aus Rauenberg im nächsten Jahr an. Das fängt bei den Unterkünften an - ein Hotel gibt es in Tintay nicht.

mit freundlicher Genehmigung der RNZ